Tief im Dunkel
regt und räkelt es sich,
es schiebt und drängt
und sprengt die harte Kruste.
Es ist die Sehnsucht nach
dem Licht,
in Ihm herauszutreten
um zu zeigen
sein eigen Wesen
sein eigner Duft;
Ihn zu verströmen
in warmer Sonnenluft.
Vera Hofmann
Leaves of Gras
Es war ein Kind, das ausging jeden Tag,
Und was es zuerst erblickte, das wurde es,
Und das wurde ein Teil von ihm für den Tag oder für einen Teil des Tags
Oder für viele Jahre oder weite Kreise von Jahren.
Der frühe Flieder wurde ein Teil des Kinds,
Und Gras und weiße und rote Winden und weißer und roter Klee und das Lied des Phoebevogels,
Und die Lämmer des dritten Monds und der hellrosa Wurf der Sau, das Fohlen der Stute, das Kalb der Kuh,
Und die lärmende Brut im Farmhof oder am sumpfigen Rand des Teichs,
Und die Fische, die so seltsam da unten schwebten, und das schöne, seltsame Naß,
Und die Wasserpflanzen mit ihren flachen lieblichen Köpfen, alle wurden sie Teile von ihm.
Die sprießende Saat des vierten und fünften Monats wurde Teil von ihm,
Sprossen der Wintersaat und hellgelben Korns und die eßbaren Wurzeln im Garten,
Und die Apfelbäume, bedeckt mit weißem Blust und die Früchte hernach und Waldbeeren und das gewöhnlichste Unkraut am Wege,
Und der alte Trinker, der aus dem Wirtshaus nach Hause schwankte, wo er bis spät am Abend gehockt,
Und die Schullehrerin, die vorbeiging auf ihrem Weg zur Schule,
Und die freundlichen Knaben, die vorbeigingen, und die zänkischen Knaben,
Und die saubern, frischwangigen Mädchen und der barfüßige Negerknabe mit seiner Schwester,
Und all der Wechsel von Stadt und Land, wohin immer es kam.
Seine eigenen Eltern, der Vater, der es erzeugt, und sie, die ihn empfangen in ihrem Schoß und ihn geboren,
Sie gaben dem Kinde mehr von sich selbst, als dies,
Sie gaben ihm auch später noch täglich von sich, sie wurden Teil von ihm.
Die Mutter daheim, die die Speisen still auf den Abendtisch setzte,
Die Mutter mit milden Worten, mit sauberer Haube und sauberem Gewand, der frische Duft, der von ihr und ihren Kleidern wehte, wenn sie vorbeiging,
Der Vater, stark, selbstgenügsam, männlich, böse, ärgerlich, ungerecht,
Der Streit, das schnelle, laute Wort, Rede und Widerrede,
Die häuslichen Gepflogenheiten, die Sprache, die Geselligkeit, der Hausrat, das sehnsüchtig schwellende Herz,
Zärtlichkeit, die sich nicht scheut, sich zu zeigen; die Empfindung der Wirklichkeit und der Gedanke, ob sie am Ende vielleicht unwirklich sei,
Die Zweifel bei Tag und die Zweifel bei Nacht, das wunderliche Ob und Wie,
Ob das, was so erscheint, auch so ist, oder sind es alles nur Blitze und Flecken?
Männer und Frauen, die schnell in den Straßen drängen, sind sie nicht Blitze und Flecken, was sind sie dann?
Die Straßen selber und die Fassaden der Häuser, und Waren in den Fenstern,
Fahrzeuge, Gespanne, die aus schweren Balken gefügten Werften, das gewaltige Hin und Her der Fähren,
Das Dorf auf den Höhen, von fernher leuchtend im Sonnenuntergang der Fluß dazwischen,
Schatten, Aureole und Dunst, das Licht, das auf weiße und braune Dächer und Giebel fällt, zwei Meilen weit entfernt,
Der Schoner nahebei, der schläfrig mit der Flut treibt, das kleine Boot dahinter an losem Tau,
Die hurtigen, sich überstürzenden Wellen
Die Schichten buntfarbiger Wolken, der lange bräunliche Streifen einsam für sich, das Stück klaren Himmels, darin er regungslos liegt,
Der Rand des Horizontes, die fliegende Seekrähe, der Duft von salziger Marsch und Uferschlamm,
Sie alle wurden Teil des Kinds, das ausging jeden Tag, und jetzt noch geht, und gehn wird jeden Tag in Ewigkeit
Walt Whitman